ÜberLeben - Vortrag Reinhold Messner 2015

Richard Egger

Expeditionen - Hochtouren - Bergsteigen - Trailrunning - Klettern

Der goldene Schritt - die Umsetzung einer Idee in die Tat... …eine der Kernaussagen Reinhold Messners in seinem gestrigen Vortrag „ÜberLeben“ im Steyrer Stadtsaal. Nachdem sich die Bergsteigerlegende gleich am Beginn der Rede einen Fauxpas erlaubte und Steyr dem Bundesland Steiermark zuordnete, bewiesen die Zuschauer ihre Wachsamkeit und ließen mit lautem Gejohle aufhorchen. Messner zeigte sich unbeeindruckt, machte einen Schmäh und nachdem das Mikrofon-Problem auch gelöst war, stand dem eineinhalbstündigen Vortrag nichts mehr im Wege. Bis zur Pause wirkte die Präsentation etwas unkoordiniert und wirr. Sprunghafte Themenwechsel von der Besteigung des Mount McKinley zur Erforschung des Franz Josef Land von Julius Payer im Jahre Schnee und weiter zur legendären Everest Expedition prägten die erste Vortragshälfte. Nach der Pause überzeugte er jedoch mit seinen Aussagen und Gedankenanstößen, Witzen zum aktuellen Weltgeschehen (es gibt nur eine Welt die so chaotisch ist, wie das Eis der Arktis - die Finanzwelt) und einem dosierten Maß an Allgemeinbildung. Ein Medienmensch durch und durch. In der ersten Reihe sitzend, war das Feuer in seinen Augen förmlich spürbar und mit stolzen 70 Jahren wirkte er keineswegs alt. Ich hatte den berühmtesten Bergsteiger der Welt unmittelbar vor mir und durfte ihm zuhören, wie er über seine kühnsten Abenteuer und schreckliche Momente, wie dem Tod seines Bruders am Nanga Parbat, erzählte. Dennoch bekamen wir keine Laudatio über seine erbrachten Leistungen, sondern die glaubwürdige Lebensgeschichte eines Mannes vermittelt, der unglaublich viel erlebt hat und mit seinem Vortrag beabsichtigte, die mühsam gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse an seine Zuhörer weiterzugeben. Keinesfalls beschränkt auf ein einziges, medial aufgebauschtes Projekt, dem Lösen des letzten alpinen Problems, dem Bruch eines Rekordes oder dem Erreichen des nächsten Levels, wie es heutzutage oft der Fall ist. Viele Menschen stehen Reinhold Messner etwas kritisch gegenüber. Ein Mann der immer etwas zu sagen hat, ein richtiger „Gscheidwaschl“, würde man in Oberösterreich sagen. Auch ich wusste nicht, was ich von dem Messner halten sollte. Aussagen wie diese, ließen mich zu einem seiner Sympathisanten werden, bereicherten seine Rede und bestätigen mich in meinem eigenen Tun: Zeit wird nur knapp, wenn wir sie einteilen, in Sekunden, Minuten, Tage, Wochen, Monate. Nicht der Wohlstand oder der Besitz auch nicht das erlernte Wissen sind es, die uns am Ende unseres Lebens glücklich und zufrieden machen, nein, die Erfahrungen sind es, die wir sammeln, in unseren Rucksack packen und mit uns tragen. Danke Reinhold für diesen gelungenen Abend!

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